Elisabeth Petermann
In letzter Zeit mehren sich Investmentnews und Berichte zum Thema Robotic-Anwendungen im Food Bereich – sei es für Last-Mile-Delivery oder für automatisierte Produktion (à la Pizza-Roboter). In diesem Special betrachten wir Einsatzbereiche, Gründe, Diskussionspunkte und Investments rund um Robotic-Anwendungen im Food-Bereich.
Bei Food & Robotics dreht sich alles um Technologiethemen wie Automatisierung, Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Autonomes Fahren und Connectivity. Innovationen in diesen Technologien werden nun eingesetzt, um die Art, wie wir Essen bestellen, wie Essen zubereitet wird, wie es ausgeben oder geliefert wird, weiter zu entwickeln – also unsere “culinary future” zu verändern.[1]
Folgende Einsatzbereiche ergeben sich für die Kombination aus Robotics, AI und Food – meist “Foodservice Robots” genannt:
A) Restaurant Automation
B) Delivery Automation
Weniger Lohnkosten, höhere & konstantere Qualität, leistbares & qualitatives Essen – dies sind die meist genannten Gründe für den Einsatz von Foodservice Robotern. Ein Roboter leistet mehr, wird nie müde, die Qualität bleibt konstant und ist damit integral günstiger. Der Pizza-Delivery-Truck von Zume (zumepizza.com) aus Kalifornien nutzt Automatisierungs-Technologien, um Pizzen frischer, besser und schneller an den Kunden zu bringen. Die Pizza wird per Roboter-Unterstützung vorgefertigt und dann „en route“ (personalisiert) fertiggestellt. Der Vorteil: die Pizza kommt frisch und warm an, es müssen weniger Zusatzstoffe verwendet werden, die Pizza ist günstiger und gesünder. Per Machine Learning wird noch errechnet wie viele und welche Pizzen produziert werden.[2] Auch das Restaurant Spyce (www.spyce.com, eröffnete im Mai 2018 in Boston) macht sich die Roboter-Eigenschaften zu Nutzen und bietet leistbare Healthy-Bowls (USD 7,50) vom Küchenroboter an. 210 Bestellungen pro Stunde schafft dieser. Die menschliche Hand kommt nur noch für das Garnieren und zum Überreichen der Bowl zum Einsatz. Was Effizienz betrifft, sind Roboter dem Menschen leider voraus. Für die Zusammenstellung eines durchschnittlichen Lebensmitteinkaufs benötigt der vollautonome Grocery-Packaging Roboter des israelischen Startups CommonSense Robotics (www.cs-robotics.com) drei Minuten, ein Mensch ca. 10 mal so lange.[3] Auch können ganz andere Räume als Lager genutzt werden, die für Menschen ungeeignet wären. Das Startup baut darum ein Netzwerk von high-capacity micro-fulfilment Centern in ungenutzten urbanen Räumen auf, auch um die Lebensmittel näher an die Kunden zu bringen und so wieder für mehr Effizienz zu sorgen.
Job-Eliminator oder Job-Creator?
Der Einsatz von Robotern führt immer wieder zur Diskussion, ob dadurch Arbeitsplätze verloren gehen. Im Food-Business soll genau das Gegenteil der Fall sein. Da Roboter den Menschen bei einfachen aber doch kosten-intensiven Arbeiten ersetzen, können sich mehr menschliche Servicekräfte um das Thema Hospitality und den direkten Kundenkontakt kümmern. Durch Mobile Ordering & Payment Systeme konnte Starbucks beispielsweise mehr Baristas einstellen – gut für Starbucks und für den Kunden. Komplett automatisierte Foodkonzepte konnten sich bis jetzt jedoch nicht durchsetzen, da sie mehr „Robo-Aufpasser“ benötigen, als Menschen für einen normalen Restaurantbetrieb nötig wären. So schloss Eatsa (www.eatsa.com), ein Quick-Service-Restaurant in San Francisco mit vollautomatischer Bestellung, Zubereitung und Ausgabe von Bento-Bowls, alle bis auf zwei ihrer Locations.[4]
Auch der Philosoph Richard David Precht äußerte sich zum Spannungsfeld Roboter/Künstliche Intelligenz vs. Mensch als Arbeitskraft auf dem 4GamechangerFestival in Wien im April.[5] Der Ersatz von einfachen Tätigkeiten (von Aktensortieren bis Zwiebelschneiden) durch Künstliche Intelligenz und Automatisierung ist nicht aufzuhalten. So könnten in den USA 37 – 45 % aller Retail Jobs (6 – 7,5M) weg-automatisiert werden (lt. Advisory Cornerstone Capital Group[6]). Precht zufolge wird uns diese Technologiewelle wie die Industrialisierung auf eine neue Entwicklungsstufe bringen und schlussendlich zu mehr Wohlstand führen. Dennoch wird dies auch zu Massen-Arbeitslosigkeit bei einfachen Tätigkeiten führen – hierfür müsse die Politik frühzeitig Lösungen erarbeiten.
Der richtige Einsatz von Foodservice Robotern und die ausgewogene Mischung von Automatisierung und menschlicher Hospitality können sicherlich zu mehr Effizienz, mehr Qualität und einem rundum besseren Restaurant-Erlebnis für den Kunden führen. An diese „culinary“ Zukunft glauben auch Investoren, denn Food-Robots, Automatisierung und Delivery Robots erhielten in letzter Zeit kräftige Investments:
Und im deutschsprachigen Raum?
Hierzulande kennt man schon Self-Service Kiosks bei McDonalds & Co. Vollautonome Roboter-Restaurants gibt es aber noch nicht. Ein erster Schritt ist jedoch das von Heinz Gindullis (bekannt für sein „Cookie“ in Berlin) und SAP entwickelte Digitale-Restaurant „Data-Kitchen“ (datakitchen.berlin, eröffnet 12/2016). Hier können Bestellungen nur digital aufgegeben werden. Das Essen wird in einer HighTech-Wand mit 20 Essensboxen ausgegeben. Der Name erscheint auf der Scheibe, geöffnet wird per Code. Das Konzept erinnert an Eatsa aus den USA, allerdings wird bei Eatsa auch vollautomatisch gekocht.
Wie man sieht, ist die Startup & Investment Szene bei Robotic & Food (noch) sehr USA-lastig. Dennoch glauben wir, dass es im Zuge von Qualitäts-, Effizienz-, und Lohnkostendruck neben Bestell-Kiosken sicherlich auch in Europa mehr Bedarf an Robotic-Kitchens im Fast (Casual) Bereich geben wird – vorausgesetzt das Thema Hospitality wird nicht vernachlässigt, bzw. sogar verbessert. Folglich werden sicherlich bald europäische Interpretationen und Konzepte zum Thema Food, Robotics & Automation zu sehen sein und dementsprechende Investments.