Elisabeth Petermann
Im Zuge unserer Venture Capital Scoutings analysierte das Q·CAPITAL VENTURES Food Team das Thema Indoor bzw. Vertical Farming. Aktuell beobachten wir die Tendenz, dass sich auch hierzulande Startups stärker dem Thema annehmen (wie beispielsweise Infarm, Goodbank, Ponix, Herbeus Green, Micro Green Box) und dass dementsprechend vermehrt in das Segment investiert wird (unlängst in Infarm EUR 20 Mio.).
Warum gibt es ein so großes Interesse an diesem Thema?
Indoor/Vertical Farming ist eine vielversprechende Antwort auf aktuelle Fragen rund um (zukünftige) Lebensmittelproduktion: Wie wird die Herausforderung der Welternährung gelöst, wenn landwirtschaftliche Flächen aufgrund des Klimawandels wegfallen? Wie werden Lebensmittel möglichst ressourcenschonend hergestellt? Wie wird der Transport von Lebensmitteln in die Städte gelöst, wenn Zufahrtsbeschränkungen immer häufiger werden? Wie garantiert man die für Konsumenten wichtige Qualität, Frische, Nachhaltigkeit und Transparenz? Fakt ist, für eine urbane Welt im klimatischen Wandel muss Landwirtschaft neu gedacht werden. Indoor Farming ist, neben anderen AGTech und FoodTech Produkten, ein Lösungsansatz dafür.
Was bringt Indoor Farming?
Wie funktioniert Indoor Farming?
Indoor Farming, auch Next Generation Farms, Vertical Farming, Precision Farming, Urban Farming, Container Farming oder Novel Farming (je nach spezieller Ausrichtung) genannt, basiert auf Hydroponik. Hydroponic Cultivation bedeutet, dass Pflanzen ohne Erde in einer Nährstofflösung wachsen. Varianten von hydroponischen Systemen sind Aeroponics (die Nährstofflösung wird [zusätzlich] als Nebel aufgesprüht) und Auqaponics (hier werden Fische im Wasser, bzw. deren Ausscheidungen, als Nährstoffquelle genutzt). Dieserart kann eine Vielzahl von Pflanzen kultiviert werden, wie Greens, Hopfen, Sprossen, Pilze, Blumen, Früchte, Cannabis, Getreide, aber auch Insekten.
Indoor Farming Startup-Landschaft:
Was Startups betrifft, so sind diese im Allgemeinen in folgenden Bereichen tätig:
Die USA ist – wie in vielen Food Bereichen – auch beim Thema Indoor Farming und zugehörigen Investments Vorreiter. Aber auch im europäischen Raum gibt es einige aufstrebende Startups, die Investoren überzeugt haben, wie z. B.:
Infarm (Deutschland, Berlin): Bietet Urban Farming Dienstleitung an bzw. verkauft Vertical Farming Systeme und entsprechendes Zubehör von Setzlingen bis Software. Funding Volume USD 32 Mio. (02/2018).
Farmers Cut (Deutschland, Hamburg): Vom Vapiano Gründer Mark Korzilius. Im Herzen von Hamburg werden Greens ohne Pestizide und mit 90 % weniger Wasserverbrauch durch Vertical Farming angebaut.
Phytoponics (Großbritannien): Entwickelten ein hydroponisches System, das robust, einfach und gut skalierbar ist.
Agricool (Frankreich): Bauen Gemüse und Früchte in Containern an. Funding Volume USD 13,4 Mio. (02/2018).
Venture Capital & Indoor Farming:
Der globale hydroponische Gemüse-Markt ist ein Wachstumsmarkt: er wird auf USD 12.106,5 Mio. bis Ende 2025 geschätzt und stand 2016 bei USD 6.934,6 Mio. Das CAGR wird, lt. AGFunder auf 6,5 % zwischen 2017 und 2025 geschätzt. Dementsprechend gefragt sind auch Startups, die Technologien und Services für den Anbau von hydroponischen Gemüse liefern, was wiederum Investoren anzieht. So erreichten „Novel Farming Systems“ (Startups die neue und innovative Wege nutzen um landwirtschaftliche und biologische Produkte zu produzieren) in Bezug auf Deal-Volumen USD 246 Mio. (43 Deals in 2016) lt. AGFunder Investing Report.
Indoor & Vertical Farming – definitiv ein spannendes Food Thema, das in den USA und Europa, von Konsumenten wie auch von Investoren, gut angenommen wird.