Elisabeth Petermann
In den letzten Monaten mehrten sich Berichte rund um das Thema CBD (Hanf ohne psychoaktive Wirkung) und Cannabis (Hanf mit psychoaktiver Wirkung). So titelte es beispielsweise:
„Österreich im Cannabidiol-Rausch,“[1]
„Gehören Marihuana-Aktien zur Altersvorsorge ins Portfolio“[2] oder
„Coca-Cola will Cannabis-Drinks herstellen.“[3]
In Wien schießt ein CBD Shop nach dem anderen aus dem Boden. In Österreich gibt es Schätzungen zufolge etwa 250 CBD-Shops (Stand Dezember 2018).[4] In der Wiener-Traditionsbäckerei Aida konnte man im Herbst 2018 CBD-Brownies und Makronen vernaschen. Allerdings – und hier zeigt sich die „Grauzonen-Problematik“ um CBD – der Verkauf von Lebensmitteln und auch Kosmetika mit CBD wurde in Österreich zuerst recht „lässig,“ aber nun streng nach Vorschrift behandelt: der Verkauf wurde gestoppt.[5] Denn: CBD ist (noch) ein „Novel Food“ und braucht erst die Freigabe der EU. Ganz aus ist es mit dem CBD Verkauf in Österreich aber nicht: CBD Öle und Sprays dürfen in Apotheken verkauft werden, CBD-Blüten und E-Liquids für E-Zigaretten dürfen auch verkauft, aber erst ab 18 Jahren konsumiert werden.[6] Und, als Aromaprodukt bezeichnete CBD Produkte fallen durch dieses strenge Raster. Dies ist sicherlich eine „typisch“ österreichische Situation, denn im Rest der EU und insbesondere in den USA und Kanada ist man mit der Legalisierung und Einnahme-Regulierung von CBD und Cannnabis deutlich weiter.
Das QC·VENTURES Research Team sah sich im Detail an, was CBD ist und welches Potenzial in CBD als Food & Beverage und Wellbeing Disruptor und in legalisiertem Cannabis liegen.
Was ist CBD
CBD steht für Cannabidiol und ist ein nicht-psychoaktiver Stoff der Cannabis/Hanf Pflanze. Das bekanntere THC (Tetrahydrocannabinol) ist ebenso eines der 80 Cannabinoiden. Im Gegensatz zu CBD ist THC psychoaktiv (erzeugt das “high“ Gefühl bei Marihuana oder Haschisch).[7]
CBD: Legal oder nicht legal? Eine Grauzone[8]
Zusammengefasst: CBD Produkte sind in Österreich legal:
Grundsätzlich ist CBD
Dennoch – findige Verkäufer umgehen die strengeren Regelungen in Österreich. Sie verkaufen CBD Produkte als Aromaprodukt, d.h. sie sind in Österreich nicht zur Einnahme empfohlen.[13]
Wirkung CBD
CBD gilt als
Es wird eingesetzt bei: Epilepsie, Depressionen, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Kopfweh, Arthritis, Angstzuständen, Stress, PMS, oder sogar für das körperliche und seelische Gleichgewicht von Haustieren. Darüber hinaus findet CBD in Kosmetika Verwendung (bei Akne, da es entzündungshemmend ist, oder als Muskelentspannung nach dem Sport). Nebenwirkungen gibt es kaum.[14]
Auslöser des CBD-Booms
Konkreter Auslöser des Interesses rund um CBD Produkte war eine CNN Dokumentation um das Mädchen Charlott Figi aus Colorado das unter dem Darvet-Syndrom leidet (schwere frühkindlichen myoklonische Epilepsie) und durch CBD deutliche Linderung ihrer Symptome erhielt.[15]
Zunehmende Cannabis/THC-Legalisierung: medizinscher & Freizeitkonsum
Und wie sieht es mit dem THC-haltigen Cannabis aus? Der Besitz, Handel und Weitergabe von THC-haltigem Cannabis ist in Österreich grundsätzlich illegal (nur der Konsum ist legal).[16] In immer mehr Ländern wird Marihuana aber nun legalisiert – insbesondere zur medizinischen Nutzung (hier ist ein Rezept nötig) aber auch zum Freizeitkonsum.[17] In Deutschland wurde im März 2017 ein Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften erlassen, wodurch die Möglichkeiten zur Verschreibung von Cannabisarzneimitteln erweitert wurden.[18] In Kalifornien ist ab 1.1.2018 der Konsum von Marihuana ab 21 Jahren frei.[19] Kanada hat mit 2018 den Anbau und Verkauf von Cannabis legalisiert.[20] Dementsprechend erhöht sich die Nachfrage als auch Startup- und Investment-Aktivität rund um Cannabis & Co.
Cannabis & CBD: vom Kiffer Klischee zum Lifestyle
Aufgrund der zunehmenden Legalisierung von Cannabis- und CBD-Produkten rücken Hanf-Produkte in den legalen Mainstream. Weitestgehend positive Pressestimmen, Hanf-Messen und –Konferenzen, TV-Serien rund um Cannabis tragen dazu bei, dass Cannabis und Produkte aus dem Cannabis Umkreis ihr anrüchiges Image verlieren und als Lifestyle-Produkt gesehen werden. Neue CBD Shops entfernen sich gleichfalls vom „Weed-Image“ und positionieren sich in Richtung Premium und Wellness.
CBD Produkte & Marken: die Vielfalt nimmt zu
CBD gibt es in unzähligen Darreichungsformen. Am bekanntesten ist wohl das CBD-Öl mit unterschiedlichen CBD Konzentrationen. Als Öl entfaltet CBD am besten seine Wirkung, weil es nicht durch weitere Zusatzstoffe verwässert wird. Weitere CBD Produkte sind: Sprays, Gels, Blüten, Taler, Tabletten, Dragees, Kristalle oder E-Liquids. CBD ist aber auch zunehmend als Bestandteil in Getränken oder Snacks zu finden. Bei CBD Marken scheint die Auswahl unendlich (wie beispielsweise Biobloom aus Österreich, Cibdol aus der Schweiz, oder Endoca aus den Niederlanden), genauso wie bei online Marketplaces (wie beispielsweise CBDNOL aus Österreich, MediCann aus der Schweiz, oder meinCBD aus Deutschland.
International CBD Investment News
Folgende CBD-Entwicklungen können wir aus den aktuellen CBD News ableiten:
CBD-Boom: bald gleich auf mit Cannabis
Der US-CBD Markt wächst rasant. Bis vor Kurzem wurden meist Zahlen um die USD 2,1Mrd. für den US-CBD-Markt in 2020 genannt. Diese Zahl wurde schon als „astronomical jump“ bezeichnet, stand der US-CBD Markt 2017 noch bei USD 202M.[33] Im Herbst 2018 lautete dann der Forecast für den 2022 US-CBD Markt: USD 22Mrd.[34] Im Vergleich: der legal Cannabis Markt soll 2022 bei USD 32Mrd. liegen.[35]
Auch in Europa glaubt man an ein starkes CBD Wachstum.[36] Allerdings, ist für die CBD Industrie in Europa noch wenig aussagekräftiges Datenmaterial vorhanden, warum keine genauen Forecasts getroffen werden können. Dennoch bescheinigt die UK-Cannabis Research Agentur Prohibition Partners in ihrem 4. European Cannabis Report CBD in Europa ein ähnliches Wachstum wie in den USA.[37]
Es wird sich zeigen wie sich der CBD Markt weiter entwickelt und wie steil die Wachstumskurve sein wird. Fakt ist: immer mehr Händler drängen auf den Markt mit sehr hohen Margen. Aufgrund vermehrter Produktionskapazitäten sinkt gleichzeitig der Preis für CBD. So halbierte sich 2017 der CBD Preis von 5-6 CHF/Gramm auf 2-3 CHF/Gramm.[38] Andererseits steigt die Zahl der Konsumenten und Anwendungen für CBD. In Gesprächen mit CBD Händlern in Wien wurde die gleiche Entwicklung beschrieben. Wie in jedem Markt wird es früher oder später zu einer Konsolidierung kommen wo sich Marken mit Qualität, Innovation, Service und gutem Branding durchsetzen werden.
Cannabis Ökosystem: mehr als nur CBD-Öl
Unstrittig ist, CBD & legales Cannabis ist eine neue boomende Industrie – und diese reicht über CBD-Tropfen und Medical Cannabis weit hinaus. Ein ganzes Ökosystem an neuen Firmen entsteht: von Cannabis Anbau, Rechtsfragen bis Vermarktung und e-Commerce. CBInsights clustert die Cannabis-Welt in folgende Kategorien:[39]
Natürlich gibt es auch die klassischen Kategorien wie:
Trends: Industry Disruptor
CBD & Cannabis wird als Industrie-Disruptor gesehen – von der naheliegenden Medizin/Pharmazie-Industrie über die Wellness-und Beauty Industrie, Food & Beverage, Landwirtschaft, Packaging, Textilien & Mode, bis hin zur Bauindustrie und Bankenwesen (ja es gibt auch Banken die sich eigens auf Cannabis-Produzenten, Händler und Firmen aus dem Umfeld spezialisieren) – CBD & Cannabis bringen Produkt-Innovationen, neue Geschäftsmodelle, neue Ansätze und Umdenken in diese Branchen.[40]
In Bezug auf Food & Beverage sehen wir bei QC·VENTURES folgende Trends im Zusammenhang mit CBD & Co:
Fazit
CBD verortet sich zunehmend in den übergeordneten Themen Recreation / Wellness / Treats / Beauty und wird zum neuen Functional Ingredient in diesen Bereichen. Damit wird CBD Teil des Megatrend Longevity & Wellbeing – also Produkte & Services, die darauf abzielen pro-aktiv und präventiv unser Leben zu verlängern bei gleichzeitig erhöhter Lebensqualität.